Gedanken zum Erdbeben in der Türkei und Syrien

Wie kann ich über dieses Unglück, dieses Leid reden? Über die unfassbaren Bilder aus der Türkei und Syrien. Welche Worte sind angemessen? Wie kommen die betroffen Menschen damit klar, dass mit einem Mal, von einer Minute zur anderen, nichts mehr von dem da ist, was ihr Eigentum war? Wie kommen sie damit klar, dass sie geliebte Menschen verloren haben? Begraben unter Häuserwänden und Trümmern.

Ich nehme die Bibel und lege sie wieder weg. Es erscheint mir nicht angebracht, ein Gebet zu sprechen. Selbst eine Fürbitte erscheint mir wie eine Floskel angesichts des unfassbaren Leides. Selbst die Bilder von engagierten Helfern verblassen in den Farben der Trümmer. Und dennoch bleibt uns nur die Hoffnung, dass irgendwann wieder Leben in allen Formen, für die Betroffenen möglich sein wird.

Das Ringen um „Hoffnung“ ist scheinbar unersetzbar, um angesichts dieses Leides von so vielen unschuldigen Menschen nicht zu verzweifeln. Und so hoffen wir, dass die leidenden Menschen Trost und Hilfe erfahren. Sicherlich werden wir Sonntags wieder für die Opfer Fürbitte halten – werden vielleicht wieder einmal spüren, dass uns das nicht erleichtert, angesichts dieser Katastrophe. Wieder einmal müssen wir mit dieser Erfahrung leben: Die Welt wird immer wieder zum Schauplatz von Zerstörung und Leid. Mal mit Hilfe des Menschen, mal ohne. Da ist es nicht so einfach, den „Worten des Lebens“, der Frohen Botschaft zu folgen.

Vielleicht hilft auch uns das, was den Menschen dort untereinander hilft: Teilen des übriggebliebenen Restes, mit letzter Kraft, ohne große Worte. Unser Angebot könnte sein: Das Teilen des reichlich Vorhandenen, mit der uns möglichen Kraft, ohne große Worte. Das wäre wohl doch eine lebendige hoffnungsvolle Frohe Botschaft.

A. Pilz