Impuls für den Monat September

Vom Kreuz mit dem Kreuz

Am 14. September feiert unsere Kirche eines der ältesten Feste des christlichen/katholischen Festkalenders – das Fest der „Erhöhung des Hl. Kreuzes“. Es mutet schon etwas befremdlich an: Wir feiern das Mordinstrument, an dem unser Religionsgründer gestorben ist. Keine Religion hat sich das Zeichen des Leidens ihres Religionsgründers als Gegenstand des Feierns ausgewählt! Und das seit dem Jahre 335: Da wurde das Kreuz Christi in Jerusalem gefunden und zum ersten Mal dem Volk zur Verehrung dargestellt und damit „erhöht“.

Haben wir Jahrhunderte kein Problem mit der Verehrung dieses Glaubenszeichens gehabt, wird in unseren Tagen mehr und öfter darüber diskutiert und gestritten, wo das Zeichen des Kreuzes außerhalb von Kirchen und anderen religiösen Stätten noch gezeigt werden darf oder sollte – ob das damit zu tun hat, dass statistisch nur noch unter 50 % der deutschen Bevölkerung sich als christlich sozialisiert betrachtet?

Wenn man das Wort „Erhöhung„ hört, dann muss man doch automatisch auch an Erniedrigung denken – geschieht es nicht oft genug, erleben wir es nicht gerade durch den schrecklichen Krieg in unseren Tagen, dass Erniedrigung zur täglichen Erfahrung wird – wie gehen wir als Christen im Angesicht des „erhöhten“ Kreuzes damit um – mit einer gewissen Ohnmacht?

Jesus war, bevor er von seinem Vater erhöht wurde, der Erniedrigte – das ist uns Glaubensgut. In ihm wurde das Kreuz als Zeichen des Todes zum Zeichen des Lebens. Auch in unserem Leben, im Leben jedes Menschen, ob nah oder fern, ist uns das Kreuz nicht genommen worden : „Jeder hat sein Kreuz zu tragen“. Und doch glauben wir, dass hinter allen Kreuzen des Lebens der Ostermorgen aufstrahlen wird.

Eines sollten wir wissen: Gott will uns Menschen nicht zugrunde richten, nein, er will uns retten. Das Kreuz, das „erhöhte“ Kreuz, kann uns auch ein Zeichen dafür sein. Deshalb macht es Sinn, in diesem Monat einmal darüber nachzudenken.

Klaus Metsch