Impuls für den Monat August: Tempus fugit

Tempus fugit

Ich kann mich noch gut daran erinnern, auch wenn inzwischen schon einige Jahre vergangen sind. Bei meinen Eltern, in der „guten Stube“ hing eine nostalgische Uhr. Unter dem Zifferblatt war zu lesen Tempus fugit. Was heißen soll, „die Zeit flieht“ oder „die Zeit eilt davon“. Mit dieser Floskel konnte ich als Kind wenig anfangen und ich machte mir auch keine Gedanken über deren Sinn. Wenn aber der Pfarrer unsere Familie besuchte und nach einer Stunde zu gehen beabsichtigte, wurde immer jener Spruch an der Uhr von ihm zitiert, um damit zu signalisieren, dass es wieder an der Zeit wäre den Besuch zu beenden.

Im Kindesalter hatte ich das Gefühl, die Zeit bleibt fast stehen. Es vergingen Ewigkeiten bis zum nächsten Geburtstag, bis es Weihnachten wurde, oder die Sommerferien begannen. Zeit war anscheinend für uns Kinder nie knapp bemessen. Was für eine Glückseligkeit?

Später, als Familie und Beruf in Einklang gebracht werden mussten, wurde der Begriff “Zeit“ neu definiert. Sie wurde zum kostbaren Gut. Zeit für sich zu haben, gehört leider zu den seltenen Momenten vieler Menschen in ihrem Leben.

Und jetzt, da sich mein berufliches Leben quasi auf der Zielgeraden befindet und die 60plus erreicht sind, kommt es mir so vor, als würde sich die Uhr noch schneller drehen. An manchen Tagen zerrinnt einem förmlich die Zeit zwischen den Händen. Die Stunden vergehen zuweilen wie im Flug.

Im August hat das Jahr seinen Zenit schon überschritten und die Tage werden wieder kürzer. Bald schon stehen die ersten Pfefferkuchen in den Läden. Erschrocken fragt sich bestimmt mancher. Wo ist die Zeit des Jahres nur geblieben?

Keiner weiß, wieviel Zeit uns noch zum Leben bleibt. Darum sollten wir das Beste aus jedem Tag machen. Es ergeben sich täglich neue Momente, die Wunder der Schöpfung zu erleben, sie zu bestaunen und zu genießen. Und wir sollten dabei nicht vergessen dankbar zu sein, für all die Tage, die wir bereits erleben durften. Die wir durch Gottes Gnade empfangen haben.

Viele kennen die Situation, von einem lieben Menschen für immer Abschied nehmen zu müssen, da die Uhr des Lebens abgelaufen ist. In diesem Moment des Bewusstseins, an die eigene Vergänglichkeit ordnet sich der Spruch auf jener Uhr meiner Eltern noch einmal neu.

Tempus fugit. Die Zeit sie flieht und eilt davon. Unwiderruflich.

Frank Haschke