Wort zum Sonntag

Liebe Schwestern und Brüder im Leipziger Westen und in Markranstädt,
liebe Besucher unserer Homepage,

Ein weltweit wirkender Virus legt das ganze gesellschaftliche Leben lahm. Haben Sie so etwas schon einmal erlebt?

Ich selbst tue mich schwer mit dieser Ausnahmesituation: Keine Gottesdienstfeiern, keine kirchlichen Veranstaltungen, nicht einmal Treffen in den Gruppen.
Die dadurch entstandene freie Zeit ist ein zweifelhafter Vorzug.

Ungewohnt ist es für mich auch, dass ich sonntags nicht predigen kann, sondern ganz auf die elektronischen Medien angewiesen bin.
Aber das Internet ist eine gute Möglichkeit zur Kommunikation.
Darum also auf diesem Wege eine Art „Wort zum Sonntag“.

Dürfte ich an diesem Sonntag predigen, hätte ich die Geschichte von der Salbung des Hirtenjungen David zum König über Israel (1Samuel 16,1-13) ausgewählt. Es ist ein schöner Text, den ich Ihnen sehr zur Lektüre empfehle.
Besonders hinweisen möchte ich Sie aber auf den 23. Psalm, der auf diese Lesung folgt. Ich nehme an, dass Sie dieses Gebet kennen; manche von Ihnen können es vielleicht sogar auswendig. Ein Stück daraus sei an dieser Stelle zitiert:

Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.

Wir erleben im Augenblick, dass unsere Pläne und Vorhaben, ja unsere alltäglichen Verrichtungen weitestgehend eingeschränkt sind.
Und am schlimmsten ist die Unsicherheit: Wie lange wird die Corona-Krise dauern? Steigen die Infektionen weiterhin so exponentiell an? Werde ich verschont bleiben? Oder zu den Opfern gehören?
Diese Unsicherheit kann leicht zu Angst und Panik führen, was die Situation nur verschlimmert.
Auf jeden Fall betrifft die Krise alle Menschen – wirklich alle. Auch unsere „Hirten“, die in Politik, Wirtschaft und Kirche die Aufgabe der Führung übernommen haben, müssen zugeben, dass sie gegenüber diesem Virus machtlos sind.
Vielleicht zeigt uns die jetzige Krise etwas, was wir in normalen Zeiten leicht vergessen könnten: nämlich, dass wir unser ganzes Leben Gott, dem wahren „Hirten“ verdanken. ER ist es, der uns das Lebensnotwendige schenkt, und ER wird uns auch – wenn wir erlahmen – „die Lebenskraft zurückbringen“.

Vertrauen wir diesem „guten Hirten“.
Halten wir nicht nur unsere Hände, sondern auch unseren Glauben rein.
In diesem Sinne grüßt Sie
Ihr Pfarrer Eberhard Thieme.